Nehmen wir mal an, ich möchte in einem Lernmaterial etwas darüber erzählen, wie ein Apfel aufgebaut ist, dass er vom einfachsten Fall ausgegangen über ein Kerngehäuse mit Kernen, Fruchtfleisch, eine Schale, einen Blütenrest und einen Stiel verfügt. Am geeignetsten ist es sicherlich, wenn wir von einer Abbildung ausgehen, die den Apfel in der Mitte durchgeschnittenen zeigt.
Die Frage ist nun: Welches Bild verwende ich für diese Darstellung? Wie realistisch sollte der Apfel sein? Macht es für den Lerneffekt einen Unterschied, ob ich den Apfel hierfür einfach skizziere oder ist es besser, einen Apfel zu fotografieren?
Diese oder eine ähnliche Frage stellte sich wohl auch Francis M. Dwyer in den 1970er Jahren, als er und sein Team eine breite Studie zum Lerneffekt von Illustrationen durchführte. In diesem Fall ging es um die Funktion und den Aufbau des menschlichen Herzens. Hierfür erhielten die Test-Studenten einen Lerntext mit jeweils unterschiedlichen Abbildungen: einfache Strichzeichnung, schattierte Strichzeichnung, Foto eines Herzmodells und Foto eines menschlichen Herzens (anatomische Schnitte). Das heißt, der Realitätsgrad der Abbildung wurde bei den Testgruppen variiert. Es stellte sich heraus, dass die besten Lernergebnisse nicht etwa mit Hilfe von Fotos des Herzens erzielt wurden, sondern mit den Abbildungen, die aus schattierten Strichzeichnungen bestanden (Vgl. Krapp & Wiedenmann, 2006, S. 449-450).
Es lässt sich daraus schließen, dass es nicht unbedingt immer notwendig ist, das realistischste Abbild von etwas in Lernszenarien zu verwenden (siehe Realismustheorie). Oftmals kann es sogar für den Lernenden einfacher sein, wenn sich man sich in Form einer Zeichnung auf die relevanten Informationen eines Sachverhaltes beschränkt.